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Betten und ESG? Fragt man Christian Reschke, CSO von Swissfeel, so lässt sich das Thema schon seit über 15 Jahren im Apartmentbereich umsetzen. Im Interview erklärt er, wie Matratzen am Kreislaufprozess teilnehmen, Apartmenthäuser sparen und der Fokus aufs Matratzen vermeiden statt CO2-Kompensieren liegen sollte.
Eine qualitativ hochwertige Hotelmatratze würde von der Physik her mindestens zehn bis zwölf Jahre halten, aber aus hygienischen Gründen muss sie schon nach sechs bis acht Jahren ausgetauscht werden, selbst wenn Encasings verwendet werden, die sich obendrein negativ auf das Liegeverhalten und die Atmungsaktivität auswirken. Doch das gilt nur für herkömmliche Matratzen aus Federkern, Boxspring etc. Wir setzen mit Swissfeel seit 15 Jahren auf Schaummatratzen, die aus Schweizer Mineralschaum bestehen. Diesen haben wir entwickelt, um die Matratze im Ganzen waschen zu können. Früher war das nicht möglich, und uns sagten damals auch alle, dass das nicht geht – wir haben es trotzdem erfolgreich umgesetzt. Unsere Kunden lassen nun in der Regel nach fünf bis sechs Jahren unsere Schaummatratzen bei uns waschen, insgesamt etwa zweimal innerhalb von 15 Jahren. Erst danach brauchen sie wieder neue Matratzen.
Ja, diese haben wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Partnerfirmen. Für das Abholen, Waschen, Trocknen und Zurückbringen der Matratzen brauchen wir ca. acht Tage. Die Matratze ist danach wieder optisch in einem Neuzustand und hat im Inneren eine Verjüngungskur erfahren. Sie ist somit wieder komplett hygienisiert und atmungsaktiv - also wie neu. Am Ende der Nutzungszeit von ca. 15 Jahren nehmen wir die Matratze kostenfrei zurück und führen sie komplett dem Recycling und damit einem Kreislaufprozess zu. Für uns ist dabei das Vermeidungsprinzip entscheidend: Jede nicht-produzierte Matratze liefert den einzig wahren Beitrag zur CO2-Senkung.
Ja, lange wurde der Nachhaltigkeitsaspekt nur als "Nice to have" mit gekauft, bis vor kurzem interessierten sich wenige dafür. Dabei rechnen sich beide Aspekte: Durch das Waschen verlängern Betreiber die Lebensdauer der Schaummatratze um das Dreifache im Vergleich zu herkömmlichen Matratzen und reduzieren damit deutlich ihre Anschaffungskosten. Zudem haben wir errechnet, dass bei einem Haus mit 50 Einheiten mindestens eine Tonne CO2 pro Jahr im Vergleich zu einer Federkernmatratze gespart werden kann. Auf 15 Jahre hochgerechnet ist das viel.
Jedes Jahr werden allein in der EU 40 Millionen Matratzen über die Müllverbrennung entsorgt. Alle fünf Jahre könnten wir so von der Erde bis zum Mond eine Brücke aus nicht-recyclebaren Matratzen bauen. Uns ist klar, dass wir natürlich nur über ein Element als kleines Rädchen im gesamten Apartmenthaus sprechen, und wir wollen uns hier nicht so wichtig nehmen. Aber es wird auch das Potenzial klar, erst recht wenn Häuser in zunehmendem Maße gegenüber Kunden ihre CO2-Bilanz nachweisen müssen.
Vom Prinzip her sind sie gut, aber in erster Linie für den Privatbereich. Denn sie müssen ausreichend gelüftet werden und dafür besteht im Hotelalltag keine Möglichkeit. Auch Boxspringbetten sind hygienisch schwierig, weil die angesammelte Feuchtigkeit durch die Box kaum entweichen kann.
Gerade für Serviced Apartments sind die Schaummatratzen geeignet, weil sie nicht gewendet werden müssen und so der Aufwand für das Housekeeping sinkt. Zudem die hohe Liegequalität, die bei längeren Aufenthalten im Segment noch wichtiger ist als in den klassischen Hotels. Obwohl man hier unterscheiden muss: In der klassischen Stadt- und Tagungshotellerie sind 80 Prozent mit Federkernmatratzen ausgestattet und 20 Prozent mit Schaummatratzen. In der Ferienhotellerie ist es genau andersherum.
Aber davon abgesehen: Viele Serviced-Apartment-Betreiber sind zuletzt auf uns zugekommen, weil sie eine nachhaltige Lösung gesucht haben. Die Akteure im Segment sind aufgeschlossener, in der Regel jünger als klassische Hoteliers, besser digitalisiert und mehr an Nachhaltigkeitsthemen interessiert.
Absolut! Und hier besteht sicher noch Potenzial. Wenn ich bedenke, wie oft immer noch manchel Hotels sich als unbedingt nachhaltig schimpfen und sich letztlich doch für das billigere Angebot entscheiden – dann sollte jeder mit waschbaren Schaummatratzen seinem Gast erzählen, wie nachhaltig dieser schläft. Wir wurden zudem als bisher einziger Matratzenhersteller von der „Service Allergie Suisse“ als für „Hausstaub-Milben-Allergiker geeignet“ ausgezeichnet - auch das ist für viele Gäste buchungsentscheidend.
Über einen Chip in der Matratze behält der Betreiber den Überblick über den Zustand der Matratze und kann entscheiden, wann er sie von uns waschen lässt. Wird die Matratze nach den etwa 15 Jahren ausgetauscht, waschen wir sie noch einmal und verwenden sie geschreddert z.B. in Flockenkissen wieder. Zudem finden die Matratzen recycelt Anwendung in Polstermöbeln, als Dämmstoffe oder als Drainage auf begrünten Dächern. Dieses Kreislaufprinzip lassen wir uns gerade von Dritten bestätigen und streben in einem ersten Schritt, eine Typ III Umweltdeklaration/EPD nach DIN EN ISO 14025 an. Zudem ist eine Cradle-to-Cradle-Zertifizierung in der Mache. Und demnächst werden wir wohl als erster Hotelmatratzenhersteller den Blauen Engel erhalten. Aber lass mich noch einmal betonen: Unsere Haupteinsparung sehen wir darin, die Produktion von Matratzen und deren Verbrennung zu vermeiden. Mit einer zertifizierten CO2-Aussage wollen wir uns gegenüber all jenen positionieren, die sich ihre CO2-Emission mit Bäumen oder anderen Klimazertifikaten schön rechnen, das ist moderner Ablasshandel. CO2 senken und zusätzlich Bäume pflanzen wäre besser.
Vielen Dank für das Gespräch, Christian.
Mehr Informationen zu Swissfeel auch im Supplier Hub.